Artikel aus der Kreiszeitung vom 01.09.2019:

Vertreter mehrere Bürgerinitiativen gegen die Gasförderung kamen jetzt in Langwedel zusammen, um aus ihrer Sicht den Bremer Europaabgeordneten Joachim Schuster (SPD) über die Gefahren der Erdgasförderung zu informieren. Gero Landzettel aus Langwedel, Martin Busch aus Verden-Walle und Richard Kulesza aus Oyten-Bassen setzten den Abgeordneten über zwei Stunden lang in Kenntnis zum aktuellen Stand der Förderung vor Ort, über die Gefahren für das Trinkwasser und Erdbeben als Folge der Gasförderung. Eingeladen hatte der Oberneulander SPD-Vorsitzende Derik Eicke, der auch Mitglied des Bremer Landesvorstandes ist. Außerdem ist Eicke in Langwedel beruflich engagiert.

Langwedel – Nach dem Besuch von Förder- und Bohrstellen im Raum Langwedelermoor zeigte sich der Europaabgeordnete von den Ausmaßen der Gasförderung überrascht. „Ein solches Thema, das auf eine ganze Region Auswirkungen hat, ist in der Wahrnehmung sehr lokal beschränkt. Lediglich durch Derik Eicke, der das Thema in der Bremer SPD verfolgt, bin ich darauf aufmerksam geworden“, gab Schuster zu.

Nach seinem Verständnis müsse die große Politik nun aktiver werden und die Bürgerinnen und Bürger besser schützen. Wichtige Eckpunkte für ihn seien mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung bei Genehmigung und Betrieb der Anlagen, der mittelfristige Ausstieg aus der Erdgasförderung und ein Umstieg auf die regenerativen Energien. „Wir wissen, dass Wasser ein Rohstoff ist, der immer knapper wird. Daher darf es keine Erdgasförderung in Trinkwasserschutzgebieten und in deren Nachbarschaft geben“, so Schuster. Er will nun Kontakt zu niederländischen Europaabgeordneten aufbauen, um das Thema länderübergreifend zu besprechen. In den Niederlanden ist man mit der Problembehandlung um einiges weiter.

von links: Derik Eicke Richard Kulesza, Joachim Schuster und Gero Landzettel

Bereits Anfang des Jahres folgte der Landesparteitag der Bremer SPD einem Antrag der SPD Oberneuland, der dem Trinkwasserschutz oberste Priorität im Lande Bremen geben wird. Da Bremen nur einen Bruchteil seines Trinkwasserbedarfs selbst deckt und aus dem Umland beliefert wird, beschlossen die Delegierten auch, dass ein SPD-geführter Senat eine Bundesratsinitiative Niedersachsens für ein Verbot der Gasförderung in Wasserschutzgebieten unterstützen wird. Hintergrund ist, dass bei jeder Gasförderung das sogenannte Lagerstättenwasser mitgefördert wird und anschließend entsorgt werden muss. Enthalten sind hier auch hochgiftige Stoffe wie Benzol und Quecksilber.

Für die Bürgerinitiativen besteht die große Gefahr, dass Lagerstättenwasser ins Trinkwasser gelangt oder unkontrolliert im Erdreich verbleibt. Bestätigt sieht man sich durch Ereignisse in der Grafschaft Bentheim. Hier sind „zwischen Januar 2014 und Oktober 2018 große Mengen Lagerstättenwasser über Leckagen in den Untergrund gelangt“, teilte das niedersächsische Wirtschaftsministerium mit. Mindestens 140 000 und bis zu 220 000 Kubikmeter seien dort zwischen Januar 2014 und Oktober 2018 über eine Einpressbohrung der Wintershall Dea ausgetreten.

„Aktuell spielen wir russisches Roulette mit der wichtigsten Ressource, die wir haben“, so Derik Eicke. Zusammen mit Gero Landzettel wolle er weiter die Menschen in Bremen aufklären und dafür auch in Zukunft Infoveranstaltungen organisieren.

 

Den Artikel findet man unter:

https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/langwedel-ort120521/erdgasfoerderung-soll-auch-bremen-thema-werden-12963061.html